Schon seit einiger Zeit unterstützen wir unsere GdFF-Kollegin Ulla Ralfs bei ihren Forschungstätigkeiten zur Geschichte der HWP, insbesondere zur Aufarbeitung und „Rehabilitation“ der Forschungsgeschichte von Akademie für Gemeinwirtschaft und HWP. Nun hat Sie uns einen weiteren ausführlichen Zwischenbericht vorgelegt, den wir auf unserer Homepage verlinkt haben: https://gdff.de/bericht-zur-erforschung-der-forschungsgeschichte-der-hwp/
Feinsinnig verbindet sie Gesellschafts- und Institutionengeschichte – u.a. anhand der bekannten „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“ und der „skeptischen Jugend“ des selbst mit massiver Nazi-Vergangenheit belasteten Helmut Schelsky, „der einen Leugnungszusammenhang in Form einer Legende aufzubauen und damit zum Star einer nach Verdrängung und Vergessen hungrigen Nachkriegsgesellschaft zu werden“ schaffte. Andererseits die Gründungsaufgabe der Akademie für Gemeinwirtschaft für die Entwicklung einer „Gemeinwohlökonomie, die dem Anspruch folgen sollte, das Profitmaximierungsprinzip der kapitalistischen Ökonomie weitestgehend durch eine Gemeinwohlorientierung zu substituieren“. Ebenso bspw. die Hamburger Lehrlingsstudien als Teil der Deutung der Krise der Dualen Ausbildung und aufklärerischer Teil der Lehrlingsbewegung, woran später eine enge Verbindung von Forschungsaktivitäten und zivilgesellschaftlicher Bewegung – bspw. der Frauen- und Ökologiebewegung anknüpft.
Außerdem begibt sie sich weiter auf die Suche nach dem inhaltlichen Begriff der Sozialökonomie, von Eduard Heimann in den 20er Jahren bis zur Entwicklung des Sozialökonomischen Studiengangs im Nachgang der 68er Bewegung. Spannende Beispiele des von ihr verantworteten Kurses Gewerkschaftswesen und aus den Reflexionen über den Interdisziplinären Grundkurs können mit ihrer Orientierung auf Exemplarität, Interdisziplinarität und Problemorientierung (in Kooperation vor allem mit Gewerkschaften) als Projektstudium heute wieder eine wichtige Anregung für die Studienreformdebatten am Fachbereich Sozialökonomie sein, der sich aktuell auf der Suche nach neuem Spirit befindet.
„Mit ihrer nachweisbaren, thematisch fokussierten Interdisziplinarität, ihren weitläufigen nationalen- und internationalen Kollaborationen, ihrer – wie sie heutzutage genannt wird – Transferqualität verweist sie auf die Zukunft einer Forschungspraxis, wie sie gegenwärtig als Idealtypus postuliert wird.“
Über Rückmeldungen zu dieser, nicht abgeschlossenen, Einschätzung der Geschichte freuen wir uns – auch, um den Fokus einer perspektivischen Diskussionsveranstaltung somit gemeinsamer zu bestimmen.